Die Geschichte von Ducati

Ducati, die schnelle Schöne auf zwei Rädern, kam am 19. Juli 2012 als elfte Marke unter das Dach des Volkswagen Konzerns. Mit dem Kauf des legendären Premiumherstellers von Sportmotorrädern aus Borgo Panigale durch die Audi-Tochter Lamborghini Automobili S.p.A. gelang der Einstieg in den hart umkämpften Zweiradmarkt. Der unverwechselbare Klang des Ducati-Zweizylinders frischt bei Audi Erinnerungen an die Marken DKW und NSU auf, die früher selbst auf dem Motorradmarkt aktiv gewesen war.


Ducatis Durchbruch in der Königsklasse des Motorradrennsports mit 500 Kubikzentimetern Hubraum gelang beim 200-Meilen-Rennen von Imola am 23. April 1972. Die Werksfahrer distanzierten auf ihren umgebauten 750-GTSerienmaschinen mit leistungsüberlegener DesmodromikTechnik die Wettbewerber deutlich. Ihre zweizylindrigen Motorräder behaupteten sich gegen die erstarkte japanische und europäische Konkurrenz, die auf vierzylindrige Motoren setzte. Nach dem Erfolg in Imola hielt Ducati an den Zweizylindermotoren fest, die in unterschiedlichsten Hubraumgrößen für verschiedene Modelle weiterentwickelt wurden und die Marke bis heute prägen.

Der Ursprung des heutigen Unternehmens geht auf ein Start-up der Brüder Adriano, Bruno und Marcello Ducati mit weiteren Investoren in Bologna zurück. Die am 4. Juli 1926 gegründete Società Scientifica Radio Brevetti Ducati mit Sitz in der Via Collegio di Spagna 9 in der Altstadt von Bologna produzierte auf der Basis eines vom ältesten Bruder gehaltenen Patents Kondensatoren für Radios. Bereits als Physikstudent hatte dieser mit Funkexperimenten über Kurzwelle von sich Reden gemacht. Ein erster bedeutender Großauftrag für den argentinischen Markt wurde im Herbst 1926 noch in den Kellerräumen des elterlichen Wohnhauses, der Villa Lydia, in der Viale Guidotti 51 in Bologna erledigt.

Zehn Jahre später verfügte die Firma bereits über eine Fabrik auf zwölf Hektar Gewerbegrund am westlichen Stadtrand von Bologna, in Borgo Panigale, wo bis heute der Firmensitz ist. Nach der Grundsteinlegung am 1. Juni 1935 wuchs die Firma rasant und baute sowohl Kondensatoren als auch Radios. 3 500 Mitarbeiter arbeiteten am neuen Standort, der als fortschrittlicher Firmencampus mit Kantinen, Küchen, Freizeitmöglichkeiten und Gesundheitsversorgung ausgestattet war. Ducati weitete in der Vorkriegszeit die Produktion aus und verdoppelte die Belegschaft, um ab 1938 neben Radios auch Kameras, optische Linsen, Registrierkassen und elektrische Rasierer zu fertigen. Verkaufsbüros in London, Paris, New York, Sydney und Caracas unterstrichen die Exportorientierung.

Im April 1939 stellte Ducati jedoch auf Geheiß des faschistischen Regimes auf Rüstungsproduktion um, sodass die Mitarbeiter Waffen fertigten, aber auch Kondensatoren und optisches Gerät für das Militär lieferten. Ein massiver Bombenangriff der Alliierten zerstörte am 12.Oktober 1944 große Teile des Ducati Werks.

Noch im Mai 1945 begann der Wiederauf bau der zerstörten Fabrik als Familienbetrieb. Die Absatzmärkte für Kondensatoren, Radios und Kameras waren jedoch zusammengebrochen. Ducati schwenkte auf Produkte wie Brillengläser, Radnaben für Fahrräder oder Dynamos um. Die Fabrik wuchs bis 1947 auf Vorkriegsniveau und hatte bis zu 4 500 Mitarbeiter. Die rasche Expansion war aber mit einer ebenso raschen Verschuldung erkauft worden, was schließlich in die Zahlungsunfähigkeit und zur Verstaatlichung führte. Ducati wurde in die zwei Hauptproduktionsbereiche Optik und Mechanik aufgetrennt, aus denen 1954 am Standort Borgo Panigale die Firma Ducati Meccanica hervorging.

Dass Ducati als Unternehmen überlebte und sich als Motorradhersteller etablierte, resultierte vor allem aus der Einbindung der Società Scientifica Radio Brevetti Ducati in die Fertigung eines von der Società Italiana Applicazioni Tecniche Auto-Aviatorie (SIATA) entwickelten ViertaktHilfsmotors mit Zweiganggetriebe. Mit dem bereits im Krieg entworfenen Motor sollte das im Italien der Nachkriegszeit wichtigste Transportmittel, das Fahrrad, auf Touren gebracht werden. Ausgestattet mit einem kleinen Hilfsmotor, der über die Fahrradkette für Schwung sorgte, wurde aus dem Fahrrad ein ebenso einfaches wie rasantes Fortbewegungsmittel – das Mofa. Der kleine, aber effektive Motor Cucciolo (ital.: Welpe, Hündchen; auch Neuling, Grünschnabel) für dieses Motor-Fahrrad wurde von Mai 1945 an in Turin produziert. 

Die SIATA stieß aber an die Grenzen der eigenen Produktionskapazitäten und verabredete im März 1946 mit Ducati die Fertigung der kleinen Motoren. Im September 1946 stellten die Ducati Techniker auf der Mailänder Messe eine leistungsgesteigerte Version des Cucciolo vor. 1948 ging in Borgo Panigale der erste komplett von Ducati entworfene Cucciolo-Motor in Produktion, mit dem Rennfahrer auf den populären Straßenrennen Italiens reihenweise Siege einfuhren.

nächste Folge 2 Rad am 28.04.