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Papst Franziskus

Papst Franziskus, der 266. Bischof von Rom, Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und Souverän des Vatikanstaats ist am 21. April 2025 um 7.35 Uhr morgens "in das Haus des Vaters zurückgekehrt", wie der vatikanische Camerlengo, Kardinal Kevin Ferrell, mitteilte. Ferrell weiter: "Sein ganzes Leben war dem Dienst an Gott und seiner Kirche gewidmet. 

Er hat uns gelehrt, die Werte des Evangeliums mit Treue, Mut und universeller Liebe zu leben, insbesondere zugunsten der Ärmsten und Ausgegrenzten."

Geboren wurde Papst Franziskus als Jorge Mario Bergoglio am 17. Dezember 1936 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires als Sohn italienischer Einwanderer. Seine Kindheit war von Bescheidenheit in materieller Hinsicht geprägt, und er wuchs in einer katholischen Familie auf. Schon früh zeigte er ein starkes Interesse an Religion und Spiritualität. Eine Lungenkrankheit in seiner Jugend prägte ihn, da er aufgrund dieser Erfahrung – in einer schweren Operation musste ein Teil der Lunge amputiert werden – die Zerbrechlichkeit des Lebens erkannte. Fortan prägte ihn eine besondere Empathie für leidende Menschen.



Bald nach seiner schulischen Ausbildung trat Bergoglio 1958 in den Jesuitenorden ein, auch für diesen Schritt spielten die Erfahrungen seiner schweren Lungenkrnkheit, die er überwunden hatte, durchaus eine Rolle. Er absolvierte eine umfassende wissenschaftliche Ausbildung in Philosophie und Theologie. Sein Studium führte ihn unter anderem an die Universidad del Salvador in Buenos Aires. Später unterrichtete er Literatur und Psychologie. 1969 wurde er zum Priester geweiht. In den folgenden Jahrzehnten übernahm er verschiedene leitende Positionen im Jesuitenorden und wurde 1992 zum Weihbischof von Buenos Aires ernannt. Im Jahr 1998 wurde er Erzbischof seiner Heimatdiözese. Drei Jahre später, 2001, ernannte ihn der Heilige Johannes Paul II. zum Kardinal. Seit dem 13. März 2013 war er als Nachfolger Benedikts XVI. der 266. Bischof von Rom, zugleich Stellvertreter Christi auf Erden und Pontifex Maximus – er war zugleich aber der erste Papst, der seinen Namen nach dem Heiligen Franziskus von Assisi wählte. Jenem Heiligen, der aller weltlichen Güter entsagte, in kompromissloser Armut lebte und in den Mönchen des Franziskanerordens bis heute Nachfolger in diesem Ideal hat. Unter anderem deswegen ist er im noch relativ jungen 21. Jahrhundert zu einer der prägenden Gestalten der katholischen Kirche geworden.

Papst Franziskus wurde im Verzicht und in der Entsagung seinem Namensvorbild gerecht, sofern das durch die große Kulisse zu Ehren Gottes hindurch, die der Vatikan an sich darstellt, überhaupt gesagt werden kann. Er zeichnete sich wie schon in seinen früheren Jahren in Buenos Aires durch eine Theologie der Barmherzigkeit und der immer wieder in Gesten und Äußerungen erkennbaren Nähe zu den Bedürftigen aus. Seine besonders betonte Bescheidenheit, seine Nähe zu den wirtschaftlich Ärmsten und seine Thematisierung von Barmherzigkeit und sozialer Gerechtigkeit bedeuteten eine neue Akzentuierung in den Äußerungen in der katholischen Kirche. Speziell für ärmere Länder im globalen Süden wurde Franziskus damit zu einem außergewöhnlichen Papst. Das Jubeljahr der Barmherzigkeit, das von 2015 auf 2016 gefeiert wurde, war folgerichtig eines der zentralen Ereignisse seines Pontifikats. Mit dieser Initiative wollte er die Kirche dazu aufrufen, die Türen der Barmherzigkeit weit zu öffnen und besonders auf Menschen am Rande der Gesellschaft zuzugehen.

Die grundlegenden Werte und theologischen Schwerpunkte, die das Wirken des Papstes Franziskus prägten, lassen sich anhand seiner vier zentralen Veröffentlichungen zusammenfassen. Seine erste Apostolische Exhortation Evangelii Gaudium, erschienen noch im Jahr seiner Erhebung, 2013, betonte die Bedeutung der Evangelisierung und rief die Kirche dazu auf, sich besonders den Ausgegrenzten zuzuwenden. Die nächste thematische Schwerpunktsetzung galt Ökologie und Umweltschutz: Franziskus' Enzyklika Laudato si' von 2015 forderte zu einem neuen Bewusstsein für den Klimaschutz auf. Dieser Papst, das wurde daran deutlich, betrachtete den Schutz der Umwelt als eine tiefgreifende moralische Herausforderung, und die zweite seiner Enzykliken ist wohl auch die mit der größten Wirkung. 2016 folgte Amoris Laetitia. Hier handelt es sich um ein Dokument zur Familienpolitik, das eine differenzierte Sicht auf Ehe und Partnerschaft bietet und so die katholische sehr vorsichtig auch im Sinne der sehr diversifizierten westlichen Gesellschaften öffnete. 2020 folgte schließlich Fratelli tutti, eine Apostolische Exhortation, der die Geschwisterlichkeit der Menschen in der Nachfolge Christi in Bezug setzt zu einem neuen globalen Gemeinwohl, an das dieser Papst immer glaubte.

Franziskus sah die katholische Kirche in der Verantwortung, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. In Predigten und Ansprachen kritisierte er den ungezügelten Kapitalismus und rief zu einer gerechteren Verteilung der Güter auf. Den Dialog zwischen den Weltreligionen sah er als Weg zum Weltfrieden. Begegnungen mit Vertretern des Islams, des Judentums und anderer Glaubensrichtungen zeigten einen Willen zur Verständigung, der diesem Frieden dienen sollte. Andererseits machte er sich kirchenintern nicht nur Freunde, wenn er den von ihm so betitelten Klerikalismus kritisierte und vor einer Kirche warnte, die sich selbst genügt und sich zu sehr auf Machtstrukturen verlässt. Auf Widerstände stieß er im übrigen auch mit seiner Art, die Fälle sexuellen Missbrauchs, die ruchbar und justitiabel geworden waren, notfalls auch öffentlich zu thematisieren und aufzukären.

Die Konsumgesellschaft sah Papst Franzikus als Ausdrucksform eines von ihm so benannten "Kapitalismus". Er kritisierte damit aber eine Wirtschaftsordnung, die Profit über Menschenwürde stellt, und wollte sich nicht zum Handlanger sozialistischer Enteignungsphantasien machen. Er fordert eine Wirtschaft, die den Menschen dient und nicht umgekehrt, was für ihn auch ein gutes Stück Umverteilung durchaus einschloss. Und in diesem Zusammenhang rief er zur Solidarität mit Migranten auf, kritisiert eine Abschottungspolitik gegenüber Geflüchteten. Weisheit bewies er in der Diplomatie. Es wird, um ein Beispiel zu nennen, in Erinnerung bleiben, dass er anlässlich seiner Südostasienreise der Friedensnobelpreisträgerin Aung Sang Suu Kyi den Rücken stärkte – und nicht den islamischen Rebellen, die Myanmar bedrohen. Es wird in Erinnerung bleiben, dass unter seiner Führung der Vatikan eine verschwiegene, aber sehr wirksame Diplomatie zugunsten des neuen Landes Südsudan betrieb, in dem es eine relative christliche Mehrheit gibt.

Das Heilige Jahr, ein traditionelles Jubeljahr in der katholischen Kirche, war für Papst Franziskus von besonderer Wichtigkeit. Im Nachhinein werden die eminent ausdrucksstarken Gesten, mit denen er die vom Narthex des Petersdomes in Rom in das südliche Seitenschiff führende Heilige Pforte in tiefe Kontemplation versunken öffnete, in ihrer Bedeutung erkennbar. Für Franziskus ging es in diesem Jahr erneut und verstärkt um die Bedeutung der Vergebung, der Hoffnung und des sozialen Engagements. Er hatte dazu aufgefordert, dieses Jahr nicht nur als rituelle Feier, sondern als Gelegenheit zur echten Umkehr und Erneuerung zu begreifen. Nun ist es an der Kirche, diese echte Umkehr als Vermächtnis zu betrachten in der Erneuerung, die durch ein neues Kirchenoberhaupt kommen wird. Das Wirken dreier bedeutender Päpste gilt es fortzusetzen: Der Heilige Johannes Paul II., der vielerorts wie ein Kirchenlehrer verehrte Benedikt XVI. und der durch seine soziale Akzentuierung sehr prägnant wirksame Franziskus mögen dazu der Maßstab für die Kardinäle sein. Der dreieinige Gott sende ihnen dazu seinen Heiligen Geist, und er nehme Franziskus in sein ewiges Reich auf. Darum bitten wir.

Text: Stefan Groß

Quelle: Bischöfliches Ordinariat Regensburg

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