Zwei weitere spektakuläre Ausbrüche aus dem Knast

Die Flucht aus dem Alcatraz

Da haben die Wachen am 12. Juni 1962 im Alcatraz Federal Penitentiary nicht schlecht gestaunt, als sie feststellen mussten, dass die Insassen Frank Morris und die Brüder John und Clarence Anglin nicht mehr auf ihren Pritschen lagen. Ihr gewagter Coup verblüffte die Behörden, da Alcatraz auf einer Insel gut zwei Kilometer vor San Francisco liegt und man das Gefängnis auch The Rock nennt. Zwischen 1934 und 1962 gab es bereits 13 gescheiterte Fluchtversuche. Aber das hat Morris und die Anglin-Brüder nicht abgeschreckt.

Das Trio floh nur ein Jahr bevor das Gefängnis endgültig geschlossen würde. Aber ihr Projekt begann Monate zuvor mit Morris an der Spitze. Morris, ein Berufseinbrecher, war einer der klügsten Häftlinge in Alcatraz. Die drei stahlen Löffel und Sägeblätter aus der Werkstatt und der Küche und machten sich ans Werk. Ein halbes Jahr dauert es, bis sie die Lüftungskanäle in jeder ihrer Zellen vergrößert hatten - wobei Morris sein Akkordeon spielte, um das nächtliche Geräusch zu dämpfen. 

Die Kanäle führten zu einem Versorgungstunnel, in dem sie ein großes aufblasbares Floß aus Regenmänteln lagerten, die sie ebenfalls gestohlen hatten. Zum Schluss bastelten sie Pappmaché-Dummy-Köpfe, die sie in ihre Betten legten, damit es von durch das Guckloch so aussah, als schliefen die Männern. Ein vierter Gefangener, Allen West, war an der Flucht beteiligt, wurde aber zurückgelassen, weil er stecken blieb. Die drei Männer wurden nie wieder gesehen. Das FBI kam 1979 zu dem Schluss, dass die drei Männer wohl tot seien.



Henri Charrières Flucht von Devil's Island

Henri Charrière wurde 1906 in Saint-Étienne-de-Lugdarès, Frankreich geboren und diente kurz in der Marine, bevor er sich dem Verbrechen zuwandte. Er wurde wegen des Schmetterlings-Tattoos auf seiner Brust "Papillon" genannt und ging als Safeknacker in die Kriminalgeschichte ein. Aber ob er den Mord begangen hat, für den er inhaftiert wurde, bleibt umstritten. Die als "Devil's Island" bekannte Strafkolonie Cayenne liegt etwa fünf Kilometer vor der Festlandküste und beherbergte zwischen 1852 und 1953 Insassen aller Couleur. Etwa 40 Prozent aller dorthin geschickten Gefangenen starben.

Charrière wollte unbedingt fliehen - und tat genau das im November 1933, nachdem er sich mit zwei Häftlingen angefreundet hatte. Die drei Männer wagten die Flucht, schnappten sich ein Boot und drifteten im Laufe über fünf Tagen mehr als 3000 Kilometer über das Wasser, bevor sie Schiffbruch erlitten. Charrière wurde kurzzeitig geschnappt, konnte sich den Behörden aber entziehen, als ein Tropensturm aufkam. Charrière behauptete später in seinem Buch, dass er Monate in der nordkolumbianischen Region verbrachte und von einem indigenen Stamm im Dschungel beherbergt wurde. 

Seine Freiheit dauerte aber nicht lange und er wurde zu zwei Jahren Einzelhaft verurteilt. Während der Haft versuchte Charrière noch mindestens sieben weitere Male zu entkommen. Wachen waren auch nicht nötig, denn die Insel wurden von Haien umkreist, die mehr als einen Flüchtling töteten. Charriére war unerschrocken und hatte sich 1944 ein Floß aus Kokosnüssen gebaut. Diesmal dauerte die Flucht ein halbes Jahr, bis er wieder einsaß. 

nächste Folge Knast am 06.05.